Die Waldorfschule ist vielerorts auch unter dem Namen dessen Schöpfers bekannt, Rudolf Steiner, doch der Namensgeber war der berühmte Industrielle Waldorf. Dessen Imperium gehörte zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu den weltgrößten. Bis heute ist der Name Waldorf-Astoria vielen ein Begriff, ein legendäres Hotel im New Yorker Stadtteil Manhattan trägt ebenfalls seinen Namen.
Er wurde erhört
Rudolf Steiner hielt zu jener Zeit eine Reihe bemerkenswerter Vorträge zum Thema Erziehung und schulischer Ausbildung, die weltweit für Furore sorgten. Der Unternehmer Waldorf wurde dadurch auf ihn aufmerksam und erteilte Steiner einen weitreichenden Auftrag. Waldorf war auf der Suche nach einer passenden Schule für die Kinder seine Arbeiter. Er war ein großer Anhänger Steiners und begeisterte sich für seine Ideen.
Ein riesiges Experiment
Das damalige öffentliche Schulsystem war mehr als nur dürftig, es war im Grunde völlig unzureichend, um aus Kindern erwachsene, selbstständige Menschen zu machen. Rudolf Steiner ließ sich nicht zweimal bitten und nahm den Auftrag Waldorfs an. So entwickelte er basierend auf seinen bisherigen Erkenntnissen die Prinzipien einer Schule, die bis heute noch gelten und von vielen anderen Schulen und Ausbildungseinrichtungen 1:1 übernommen worden sind. Die Schule trägt bis heute den Namen des Auftraggebers und nicht den des Gründers.
Ein wenig skurril ist es schon
Rudolf Steiner war gleichzeitig auch der Erste, der die Notwendigkeit von BIO-Lebensmitteln erkannte. Er gründete die Demeter Landwirtschaft, die bis heute für BIO-Lebensmittel der allerhöchsten Qualität steht. Die Schule jedoch hieß jedoch nach Waldorf, der zu jener Zeit das meiste Geld mit Zigaretten verdiente. Die Zigarettenmarke Waldorf war damals im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde.
Bis zu seinem Tode
Die erste Waldorfschule wurde im Jahre 1919 feierlich eröffnet. Bis zu seinem Tode im Jahre 1925 war Rudolf Steiner der Spiritus Rector der Schule. Er übernahm die Verantwortung bis zum Schluss, um seine Erkenntnisse des menschlichen Wesens in den Ausbildungsplan integrieren zu können. Steiner verstand den Menschen in seiner Ganzheit und seinen Facetten so umfassend und so detailliert wie sonst niemand, dies gilt im Grunde genommen bis heute. Ein Mann seines Formats und mit seinen Fähigkeiten hat es danach nicht mehr gegeben.
1934 war es erst einmal wieder vorbei
Neben den Schulen gründete Steiner in Zusammenarbeit mit Waldorf noch Kindergärten und viele weitere Bildungseinrichtungen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete jedoch die Erfolgssträhne jäh. Steiners Schulsystem setzt auf eine individualistische und der Förderung des Einzelmenschen dienende Erziehung. Das passte nicht zum nationalsozialistischen Gedankengut, darum sollten seine Schulen „allmählich erstickt“ werden. So hieß es im Erlass des damaligen Kultusministeriums.
Die Stunde Null
Im September 1945 ging es für die Waldorfschulen wieder von vorne los, dieses Mal ohne ihren Gründervater Rudolf Steiner. Seine Lehren wurden jedoch weiterhin umgesetzt und sind bis heute der Maßstab einer jeden Waldorfschule.